Ralf Hoppe ist neuer Bürgermeister

23.11.2021

Der unabhängige Kandidat setzt sich in der Stichwahl deutlich gegen Claudia Buschmann durch

Andreas Olbertz und Lars Peter Ehrich

Es ist noch nicht 19 Uhr, da steht fest: Der Itzehoer Bürgermeister heißt ab April 2022 Ralf Hoppe. Der 43-jährige Stadtplaner hat sich in der Stichwahl gegen Claudia Buschmann (38, CDU) durchgesetzt, und das deutlich. 62,1 Prozent der Stimmen entfielen auf den unabhängigen Kandidaten, Buschmann kam auf 37,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 29,1 Prozent.
Wenige Wähler, da geht das Zählen schnell. Ab 18.11 Uhr kommen die Ergebnisse aus den Wahlbezirken fast im Minutentakt, von Beginn an liegt Hoppe klar vorn. Buschmann verfolgt es mit ihrer Familie und vielen Vertretern der CDU, ihr Mitbewerber kommt mit Familie und Unterstützern in den Ständesaal, als nur noch wenige Resultate fehlen und sein Sieg längst fest steht.
Kein großer Jubel, keine überschäumende Freude, selbst das Siegerlächeln fällt dezent aus – sehr gefasst und ich sich gekehrt nimmt Hoppe die Glückwünsche entgegen. Amtsinhaber Andreas Koeppen war erster Gratulant. Am 14. April wird er das Büro im Itzehoer Rathaus für seinen Nachfolger räumen.
Unmittelbar nach dem Wahlsieg wirkt Ralf Hoppe noch sehr angespannt. „Es waren heute leider keine Punktspiele der Eagles“, bedauert er. Damit hatte er sich am Tag des ersten Wahlgangs abgelenkt. Stattdessen habe er seine Eltern nach Itzehoe eingeladen. Die Familie nutzte das schöne Wetter für einen Spaziergang am Deich in Kollmar.
„So vor zehn Monaten ahnte ich, dass man als unabhängiger Kandidat in einer Stichwahl eine Chance haben könnte“, blickt der 43-Jährige zurück. Erst im August machte er seine Kandidatur bekannt. Mit einer aufsehenerregenden Sprühaktion in der Stadt hatte er zuvor auf sich aufmerksam gemacht. Die Videos dazu in sozialen Netzwerken wurden 30.000 Mal aufgerufen. Hoppe: „Da war ein Bekanntheitsgrad hergestellt.“
Als er dann im ersten Wahlgang die meisten Stimmen holte, sei klar gewesen, dass es mit dem Wahlsieg klappen könnte. Trotzdem will er das Wahlergebnis nicht als Protestwahl verstanden wissen. „Keine Partei hat hier mehr als 35 Prozent Stammwählerschaft“, hat er analysiert: „Damit gewinnt man keine Stichwahl.“
Jetzt müsse er das Ergebnis erst mal sacken lassen, dann werde gefeiert. „Sehr schnell werde ich Kontakt mit der Verwaltung aufnehmen“, kündigt der Wahlsieger an: „Ich habe gehört, es gibt schon einen Fahrplan, mich für den Posten fit zu machen.“
Hoppes klarer Erfolg sei „doch eine gewisse Überraschung“, sagt Verwaltungschef Andreas Koeppen bei der Bekanntgabe, und der künftige Bürgermeister stimmt zu. Zuvor gratuliert Koeppen der CDU-Kandidatin zu ihrer Leistung: „Wirklich gut gekämpft und für die Stadt eingesetzt.“
Buschmann formuliert es ähnlich und trägt den Ausgang mit Fassung: „Unabhängig vom Ergebnis freue ich mich, dass ich so viele tolle Menschen im Wahlkampf kennengelernt habe. Allein deswegen hat es sich schon gelohnt.“
Vor dem Wahltag habe sie keine Einschätzung gehabt, wie es laufen könnte – ein parteiloser Kandidat habe es heute leichter ohne den Ballast der Bundespolitik: „Der Trend spricht komplett gegen die CDU.“ Doch sie stehe zu ihrer Partei und deren Werten. Die Niederlage sei für die künftige Zusammenarbeit mit Hoppe kein Problem, sagt die Ratsherrin und Wirtschaftsausschuss-Vorsitzende. Auf dieser Ebene werde sie weiter für die Stadt anpacken, wie sie es auch als Bürgermeisterin getan hätte.