Mark Helfrich für Geothermie und Nahwärmenetze

12.09.2022

Energiegespräche der CDU Itzehoe locken reichlich Publikum an

Das Thema interessiert offenbar die Menschen in Itzehoe und Umgebung: Die CDU hatte zum ersten Energiegespräch ins Café Schwarz geladen und der Saal war voll. Mark Helfrich, der örtliche Direktkandidat im Bundestag, ist energiepolitischer Sprecher der CDU. Ursprünglich war das eine Tätigkeit „im Maschinenraum des Bundestags“, wie es Helfrich formulierte: Aber seit dem 24. Februar habe sich das total geändert. Mit dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine kommt diesem Feld eine andere Bedeutung zu. Mark Helfrich sagt: „Was in der vorherigen Wahlperiode die Gesundheitspolitiker waren, sind jetzt die Energiepolitiker.“Als Vertreter von der praktischen Seite eines Energieversorgers war Jens Meier, Sprecher der Geschäftsführung der Lübecker Stadtwerke, eingeladen. Helfrich skizzierte die Situation. Aus ökologischen Gründen war Deutschland dabei, aus der Erzeugung von Strom durch Kohle und Kernkraft auszusteigen. Er erläuterte: „Wir haben hocheffiziente Gaskraftwerke, die immer dann einspringen, wenn Wind und Sonne schwächeln.“ So weit die Theorie bis der Ukraine-Krieg begann und Putin am Gashahn drehte. „Wir haben festgestellt, dass sich das Standbein Gas als nicht belastbar herausstellt“,sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete zur neuen Situation. Nach seiner Auffassung müssten Biomasse, Wasserstoff und Kraft-Wärme-Kopplung bei der Transformation stärker in den Fokus genommen werden.Seit Beginn des Ukrainekriegs herrsche hektische Betriebsamkeit. Neuerdings bekomme er fast wöchentlich ein neues Gesetzesvorhaben auf den Tisch – bis zu 150 Seiten dick und oft noch warm, weil sie gerade erst aus dem Kopierer gekommen seien.Eines dieser Gesetze betrifft die Gasumlage. Dass staatliches Eingreifen notwendig ist, um die Großversorger zu retten, ist auch für Helfrich unstrittig. Den Weg, den die Ampelkoalition trotz Warnungen beschritten habe, hält er aber für falsch. „Bei der Bankenrettung hat ja auch keiner gesagt: Erhöht mal die Kontogebühren“, betonte Helfrich.Jens Meier unterstrich die Bedeutung der Rettung von Uniper und Co ebenfalls. Zu 70 bis 80 Prozent käme das Gas der Stadtwerke von solchen Lieferanten. Der Gaspreis sei aber schon seit zweieinhalb Jahren in Bewegung – kontinuierlich gehe der Preis nach oben. Habe die Megawattstunde damals etwa 2 Euro gekostet, würden aktuell 300 Euro aufgerufen. Dank ihrer langfristigen Einkaufspolitik bekämen die Kunden der Stadtwerke die Preissteigerungen momentan noch nicht zu spüren. Auf großes Interesse bei den Zuhörern stieß die Erklärung, warum mit steigenden Gaspreisen auch Strom immer teurer werde. Das sei eine Folge der „Merit Order“. Diese europaweit geltende Richtlinie schreibe vor, dass sich der Strompreis immer nach dem aktuell teuersten Erzeuger richte. Das seien zurzeit Gaskraftwerke. Erst wenn die Nachfrage sinke und es mehr Alternativen gebe, gehe der Preis wieder runter. Helfrich stellte klar: „Strommarkt-Design ist der hohe Gral der Energiepolitik.“ Jedes Marktmodell habe Vor- und Nachteile.Kurzfristige Lösungen werde es nicht geben, prophezeite Helfrich. Er sieht große Potenziale in der bislang nur wenig genutzten Tiefen-Geothermie. Sie könnte in weiten Teilen Deutschlands zum Einsatz kommen und mache von Importen unabhängig. Ähnlich sei es mit der Abwärme von Industriebetrieben oder Biogasanlagen. Meier ergänzte, dass diese Techniken bislang nicht wirtschaftlich gewesen seien. „Der Druck, da mehr zu machen, steigt im Moment“, so der Stadtwerke-Chef.