Gewässerschutz und Landwirtschaft

13.02.2022

Heiner Rickers nimmt Stellung zur Kritik an der neuen Düngeverordnung

Das Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung in Schleswig-Holstein, die Grundwasser, Seen und Flüsse besser schützen soll, hat im Fall des Schweinemästers Rolf Ehlers aus Ottenbüttel dazu geführt, dass er mit einigen neuen Problemen zu kämpfen hat (wir berichteten). Seit einem guten Jahr liegt sein Hof in einem „roten Gebiet“, in dem besonders strenge Regeln gelten. Heiner Rickers (Foto), Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Steinburg und Agrarsprecher der CDU-Landtagsfraktion, beschäftigt sich seit Jahren mit der Thematik und hat maßgeblich an den heute geltenden Regeln mitgearbeitet. Er äußert Verständnis für Bauern, die in roten Gebieten wirtschaften müssen, stellt aber klar, dass Gewässerschutz notwendig ist und durch die neue Düngeverordnung jetzt deutlich gezielter sei als zuvor.
Rickers stellt fest: „In Schleswig-Holstein beziehen wir unser Trinkwasser komplett aus dem Grundwasser. Es ist von hervorragender Qualität und muss außer in Bezug auf Eisen und Wasserhärte nicht aufbereitet werden.“ Und damit das so bleibe, „sind wir natürlich alle in der Gesellschaft für den Grundwasserschutz verantwortlich. Der Landwirtschaft fällt dabei eine Schlüsselposition zu, da auf 75 Prozent der Landesfläche Landwirtschaft betrieben wird und durch Düngung und Bodenbearbeitung auch die darunter liegenden Bodenschichten beeinflusst werden.“ Die durchlässigen Böden der Geest seien von besonderer Bedeutung, da das Regenwasser durchsickere und die Grundwasserkörper auffülle: Sollten bei Düngung und Pflanzenschutz Restmengen nicht verwertet werden, sackten diese mit etwa einem Meter pro Jahr in tiefere Schichten und landeten irgendwann im Grundwasser, so Rickers. „Deswegen ist vorsorglicher Grundwasserschutz ein langwieriges Geschäft und muss über Jahrzehnte betrachtet werden.“
Die verschärfte Düngegesetzgebung des Bundes von 2017, umgesetzt mit der Düngeverordnung aus dem Jahr und mehreren Verschärfungen, habe zu viel bürokratischem Aufwand und Kosten bei Lagerung und Ausbringtechnik geführt, hebt Rickers hervor. Es gebe zur Kontrolle ein Netz von über 300 Messstellen: „Bei Brunnen mit Nitratwerten von 50 Milligramm je Liter und darüber werden diese als schlecht bewertet und das Einzugsgebiet darum als sogenanntes rotes Gebiet ausgewiesen.“
In Schleswig-Holstein seien die gemessenen Nitratwerte bis 2020 mit Sicherheitsaufschlägen aus Vorsorgegesichtspunkten schlechter gerechnet worden, als sie es tatsächlich waren, was dazu geführt habe, dass bis dahin 60 Prozent der Landesfläche rotes Gebiet waren. Jetzt aber sei Folgendes der Fall: Sperrzeiten, Obergrenzen bei der Gülleausbringung, bessere Ausbringtechnik und Dokumentationspflichten mit strengen Kontrollen minimieren die Gefahr von Nitratauswaschung, und Sicherheitsaufschläge auf die Messwerte müssen nicht mehr herangezogen werden. Die Konsequenz: „Damit wird natürlich die Gebietskulisse wesentlich kleiner und wir sind auf zehn Prozent der Landesfläche bei roten Gebieten heruntergestuft.“
Wo heute noch rotes Gebiet vorläge, seien die aktuellen Nitratwerte im Messbrunnen bei 50 Milligramm oder darüber gemessen worden, und das gelte auch für die Region um Ottenbüttel und Hohenaspe. Rickers: „Wie von der Familie Ehlers richtig dargestellt, sind dort die Auflagen noch höher und führen zu Verdruss und vor allem zu Angst, in dem komplizierten Regelwerk Fehler zu machen.“
Rickers sagt, die schärferen Regelungen „machen den Landwirten das Leben schwer“, doch diese seien sich, so sein Eindruck, ihrer Verantwortung „sehr bewusst“. Der richtige Weg in seinen Augen: Anreize, Förderprogramme und kostenfreie Gewässerschutzberatung. „Wir dürfen Betrieben wie Familie Ehlers das Leben nicht unnötig schwer machen, sondern müssen Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit bieten, ohne die Nachhaltigkeit zu vernachlässigen. Mit Innovationen, neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und einem Miteinander von Gesellschaft und Landwirtschaft bin ich optimistisch, dass uns das für die Zukunft noch besser gelingt.“

Anna Krohn: Norddeutsche Rundschau - 12.02.2022