So arbeitet man in Steinburg an der Energiewende

29.08.2019

Kreisbereisung der CDU Kreistagsfraktion

Die diesjährige Kreisbereisung führte die CDU-Kreistagsfraktion - einschließlich ihrer zahlreichen Gäste - am 24. August 2019 durch die Kreise Steinburg und Dithmarschen. Das anspruchsvolle Programm zum Thema "Energiewende in der Region" hatte der Vorsitzende des MIT-Landesverbands Schleswig-Holstein und CDU-Kreistagsabgeordnete, Stefan Lange, in Zusammenarbeit mit Volker Jahnke, Vertreter der egeb Wirtschaftsförderung, zusammengestellt.

Den Auftakt bildete ein Besuch der Custom Cells Itzehoe GmbH. Diese ist Anbieterin von speziellen und individuellen Energiespeichern, die auf Lithium-Batterie-Technologie basieren. Die Geschäftsführer, Torge Thönnessen und Leopold König, informierten die Besucher über die Produkte und das Geschäftsmodell der Firma. So ist der bevorzugte Forschungs- und Entwicklungspartner das benachbarte Fraunhofer-Institut ISIT. Aktuell entsteht ein zweites Werk in Tübingen - eine der weltweit modernsten Produktionsstätten zur Herstellung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren - welches zukünftig für die Medizintechnik, die Automobil- und die Luftfahrtindustrie sowie für die Öl- und Gasindustrie fertigen wird. Firmensitz ist nach wie vor Itzehoe.

Ein kurzer Fußweg führte zur nächsten Projektvorstellung, der Fa. Moeller Operating Engineering GmbH Itzehoe (M.O.E.). Hier hatte es der Geschäftsführer Jochen Möller übernommen, eine fundierte Einführung zum Markt alternativer Energien und zum Hauptgeschäftsfeld der M.O.E., die Bereiche Zertifizierung, Messung und Inspektion im In- und Ausland, zu geben. Die M.O.E. hat sich im Bereich der Zertifizierung elektrischer dezentraler Erzeugungsanlagen zum Marktführer entwickelt. Die Netzintegration der erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Wasserkraft, Windenergie und Biogasanlagen stellt die große Herausforderung der nächsten Jahre dar. Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland ist neben dem Netzausbau nur mit der Speicherung "Erneuerbarer Energien" möglich. Die Prüfung von Speichern wird von der M.O.E. ebenfalls durchgeführt, zumal dies die Grundlage für die Anlagenzertifizierung ist.

Der ebenfalls anwesende Präsident des Bundesverbands WindEnergie e.V., Hermann Albers, hatte es sich nicht nehmen lassen, kurz auf die Probleme der Windenergiebranche einzugehen. Schließlich hängen mittlerweile 80.000 Arbeitsplätze von diesem Industriezweig ab. So ist seines Erachtens die EEG-Umlage bei der Stromspeicherung ein Kostenfaktor, der aus der Umlage unbedingt herausgenommen werden sollte. Auch appellierte er - wie bereits die Geschäftsführer der Fa. Custom Cells - an die Vertreter der Landes-, Bundes- und Kreisebene, die vielen bürokratischen Hürden abzubauen und das ganze Genehmigungsverfahren einschließlich der hohen Auflagen z. B. im Naturschutz zu beschleunigen bzw. zu vereinfachen. "Denn Klimaschutz ist der beste Artenschutz", meinte Hermann Albers. Da traf es sich gut, dass unter den Gästen auch der Landtagsabgeordnete und Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Steinburg, Heiner Rickers, war.

Nach der Diskussions- und Fragerunde ging es mit dem Bus weiter nach Lägerdorf. Auf dem Programm stand der Windpark Holcim Deutschland GmbH. Hier warteten bereits der Geschäftsführer Torsten Krohn, und der Prokurist Werner Carstensen. "Als energieintensiver Baustoffproduzent engagiere sich die Fa. Holcim Deutschland im Windpark Rethwisch mit 16 Windkraftanlagen", berichteten sie. Menschen, Natur und industrielle Windenergie existieren hier seit 2017 einvernehmlich nebeneinander. Sie schilderten aber auch den langen Weg bis zum ersten Spatenstich am 1. Juli 2016. Bis zum Start der ersten offiziellen Bauarbeiten zum Windpark Rethwisch waren ein siebenjähriges Beratungs- und Genehmigungsverfahren vorausgegangen. Auch hier wünschte man sich ein kürzeres und schnelleres Genehmigungsverfahren. Aus Zeitgründen fiel die Fahrt mit dem Bus zum Windpark etwas kürzer aus. Dennoch blieb genug Zeit, um die Windräder aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen.

Weiter ging die Fahrt nach Brunsbüttel. In den Räumen der egeb Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Brunsbüttel fand das Programm seine Fortsetzung. Das Projekt LNG (Liquefied Natural Gas) im Brunsbütteler Elbehafen der Fa. German LNG Terminal GmbH wurde von Christian Steffen vorgestellt. Zweck ist der Betrieb eines Import-Terminals für verflüssigtes Erdgas. Der Standort Brunsbüttel ist wegen der Nähe zum Hamburger Hafen und der ansässigen Industrieunternehmen interes-sant. 2019 soll mit dem Bau des ersten deutschen LNG-Terminals begonnen werden. Die Inbetriebnahme ist bis Ende 2022 geplant. Das Terminal eröffnet Möglichkeiten für eine Diversifizierung der Gasversorgungsquellen in Deutschland und erleichtert den Zugang zu LNG als emissionsarmer Treibstoffalternative für Schiffe und Lastwagen.

Die letzte Etappe der Kreisbereisung war die Besichtigung einer "Power-to-Gas- Anlage". Zuvor gab es die Gelegenheit, zwei mit Wasserstoff fahrende Pkw zu besichtigen. Auf dem Gelände von Covestro in Brunsbüttel war die erste Anlage in Schleswig-Holstein zur Einspeisung von "grünem" Wasserstoff ins Erdgasnetz errichtet worden. Neben der Elektrolyseanlage steht eine Wasserstofftankstelle. Den Windstrom für die "Power-to-Gas-Anlage" liefert der nahe gelegene Windpark. Neben der Wasserstofftankstelle soll der erzeugte Wasserstoff testweise ins Erdgasnetz eingespeist werden. Der Geschäftsführer der Wind2Gas bemerkt hierzu: "Der ganzheitliche Ansatz - Produktion von Windstrom, Umwandlung von überschüssigem Strom in Wasserstoff, die Speicherung in Tanks für die Wasserstofftankstelle sowie der verbleibenden Menge ins Erdgasnetz wird nun am Energie- und Industriestandort Brunsbüttel erprobt und demonstriert."

Nach diesen umfangreichen und informativen Projektvorstellungen und Betriebsbesichtigungen bedankte sich der stellvertretende Vorsitzende des Kreisvorstands Steinburg, Reinhold Wenzlaff, im Namen aller Teilnehmer bei den Organisatoren. So viel geballtes Wissen zur Energiewende, das musste erst einmal verdaut werden.

Dr. Anita Chmielewski