
Im Interview erzählt Otto Carstens, was er als Landtagsabgeordneter für seinen Wahlkreis erreichen möchte, was er zurücklässt und was er für die Zukunft erwartet.
Herr Carstens, wie groß ist die Vorfreude auf Kiel?
Otto Carstens: Riesig. Gerade mit dem Rückhalt durch das Ergebnis, das ich hier bekommen habe. Das war mit 51,2 Prozent landesweit das zweitbeste hinter dem von Ministerpräsident Daniel Günther. Das ist Ehre und Verpflichtung zugleich.
Sie haben damit einen klaren Auftrag einer breiten Wählerschaft, nehmen Sie das auch als Druck mit nach Kiel?
Sicherlich, aber es ist ein angenehmer Druck. Ich habe mich immer gern für die Heimat eingesetzt, und mit dem Ergebnis wurde das, was ich vorher schon gemacht habe, ein Stück weit honoriert.
Sie treten in die großen Fußstapfen von Hans-Jörn Arp, der lange Jahre den Wahlkreis in der Landehauptstadt vertreten hat. Gehen Sie Ihren eigenen Weg oder führen Sie das Vermächtnis weiter?
Es ist eine Mischung. Hans-Jörn und ich sind seit Jahren befreundet, auch unsere Familien sind seit Generationen befreundet. Er hat als Blumenjunge bei der Hochzeit meiner Eltern in Wacken die Blumen gestreut. Wir werden uns auch künftig in Kiel regelmäßig treffen. Aber ich werde sicherlich auch meinen eigenen Stil prägen, ich bin auch ein anderer Mensch.
Zurzeit werden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Bündnis 90/Die Grünen geführt. Gibt es auch schon Gespräche über Posten, vielleicht auch für Sie?
Als Newcomer darf man sich nie zu viel erhoffen. Da stellt man sich sozusagen erstmal hinten an. Aber wir durften Wünsche äußern, in welchen Gebieten wir mitarbeiten möchten. Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass der Innen- und Rechtsausschuss das Gremium wäre, in dem ich gern mitwirken möchte. Da fallen Justizpolitik und Innere Sicherheit drunter, aber auch Kommunales.
Sie erben aber auch die A20 von Herrn Arp.
Die A20 ist ein Projekt, das ich vollenden möchte. Wenn man über den Wahlkreis hinausschaut, beispielsweise in die Region Heide, zeigt sich, welche Auswirkungen die Infrastruktur im Allgemeinen und die A20 im Besonderen hat. Northvolt hat sich auch für den Standort Dithmarschen entschieden, weil sie davon ausgehen, dass wir die gesamte Infrastruktur für den Norden verbessern. Die brauchen die Anbindung, die brauchen die Fachkräfte – auch aus Niedersachsen. In dem wir hier etwas für die Westküste machen, machen wir etwas für ganz Schleswig-Holstein und für die Energiewende.
Welche weiteren Schwerpunkte nehmen Sie aus Ihrem Wahlkreis noch mit nach Kiel?
Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist de Wasserstoffinfrastruktur. Wir haben in Büttel, dem Geburtsort meiner Mutter, eine der ersten Wasserstofftankstellen im Land. Und ich habe mich immer geärgert, dass es nur eine geblieben ist. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir im Kreis Steinburg mindestens noch eine weitere Tankstelle bekommen. Und mir liegt die Heimat am Herzen. Es ist wichtig, dass die nicht vergessen wird. Dabei ist es wichtig, dass wir einen Ausgleich zwischen den Städten und dem ländlichen Raum schaffen, dass wir gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen und dass wir nicht Stadt gegen Land ausspielen.
Neben der Zukunft als Landtagsabgeordneter gibt es auch die Vergangenheit als Kreisdezernent. Gehen Sie mit einem lachenden oder weinenden Auge?
Beides. Mir ist die Kreisverwaltung sehr ans Herz gewachsen. Fünf Jahre prägen einen. Man lernt auch die Probleme dort kennen und versucht sie vor Ort zu lösen. Aber es gibt auch einige Probleme, die ich mitnehme nach Kiel. Die kann man nur auf Gesetzesebene ändern. Als Landtagsabgeordneter kann ich da jetzt den nächsten Schritt gehen und dafür sorgen, dass Verwaltung noch bürgerfreundlicher wird.
Ein weiteres Thema, das Sie mit nach Kiel nehmen: Bürokratieabbau...
Richtig. Das ist auch jetzt schon ein Thema. Ich bin von unserem Ministerpräsidenten für die Koalitionsgespräche in die Gruppe ländliche Räume berufen worden und kann mich dort jetzt schon einbringen.
Ein Ritterschlag. Ja, ich fühle mich schon sehr geehrt, dort mitwirken zu können.
Sind die Gespräche mit den Grünen der richtige Weg?
Ich bin ein bekennender Jamaika-Fan und hätte mich sehr gefreut, wenn wir es hätten weiterführen können. In der Fraktion hätten wir dafür auch auf Posten verzichtet, weil für uns der Einsatz für das Land und die Bürger an vorderster Stelle steht. Die Entscheidung, mit den Grünen zu koalieren, ist meiner Meinung nach eine gute. Die Themen der Zeit können von der CDU und den Grünen gut beantwortet werden, da bin ich sicher.
Rechtsanwalt, Kreisdezernent, Landtagsabgeordneter... wohin führt der Weg von Otto Carstens noch?
Jetzt heißt es erst einmal, eine gute Arbeit für die Region im Landtag zu machen. Das ist meine Aufgabe, dafür bin ich gewählt worden. Ich war aber nie ein Mensch, der sich auf der Position, auf die er gesetzt wurde, ausgeruht hat. Ich schaue immer, wie kann ich meiner Heimat am besten dienen.
Quelle: https://www.shz.de/lokales/itzehoe/artikel/cdu-landtagsabgeordneter-otto-carstens-freut-sich-auf-kiel-42053275
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