Enormer Wirtschaftsfaktor

18.06.2019

Bürgervorsteher Krafft-Erik Rohleder sieht im Glückstädter Matjes das Markenzeichen der Elbestadt

In einem Interview mit Christine Reimers von der Norddeutschen Rundschau nimmt der Glückstädter Bürgervorsteher Krafft-Erik Rohleder Stellung zur Matjeswoche.

 

"Glückstadt. Tausende Besucher kamen an den vier Tagen zur Eröffnung der Matjeswochen in die Elbestadt. Der Glückstädter Matjes ist mittlerweile vielerorts bekannt, und er ist ein Wirtschaftsfaktor. Das sagt Bürgervorsteher Krafft-Erik Rohleder im Gespräch mit Redakteurin Christine Reimers.

Herr Rohleder, essen Sie gern Glückstädter Matjes?

Sehr gern sogar, denn der Glückstädter Matjes ist besonders gut.


Was macht den Matjes so besonders?

Ich zitiere: Jeder Matjes war ein Hering, aber nicht jeder Hering wird ein Matjes. Denn ein Matjes ist ein junger Hering. Ausschlaggebend ist aber die Verarbeitung. Der Glückstädter Matjes wird nicht maschinell, sondern per Hand in Glückstadt nach einem traditionellen Verfahren verarbeitet.

Wie müssen wir uns das vorstellen?

Der Hering wird gekehlt und mit Salz von Hand in Fässer gelagert. Kehlen ist eine Tradition, die früher an Bord der Logger bereits praktiziert wurde. Dabei wird ein Großteil der Innereien entfernt, es verbleibt dabei jedoch ein kleiner Rest im Fisch, der Enzyme produziert. Und diese bewirken die sogenannte Reifung des Fisches. Das ist ein natürlicher Prozess. In Fässern wird der Hering wie früher regelmäßig gerollt, damit sich die Salzlake besser verteilt. Ist der Hering reif, wird er aufgeschnitten und die Gräte wird per Hand herausgezogen. Es entstehen zwei Filets, die wir als Matjes dann serviert bekommen. Ich esse gerne auch mal ein Filet aus der Hand.

Welche Bedeutung hat der Matjes für Glückstadt?

Er ist eine Hauptattraktion für unseren Tourismus. Deshalb ist es immens wichtig, dass unsere produzierenden Matjeshersteller am Ort bleiben. Mittlerweile ist der Glückstädter Matjes weit über die Grenzen bekannt. In München wird er gegessen und sogar in Südafrika. Der Matjes ist ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt.

Können Sie das detaillierter ausführen?

Von dem Matjes profitieren direkt und indirekt Arbeitgeber, Mitarbeiter und andere. Zum einen wird er produziert, zum anderen verkauft. Zum Beispiel in der Gastronomie, aber auch in Supermärkten. Der Matjes ist Teil einer Wirtschaftskette, die so entsteht.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht war Gast der Eröffnung. Bevor er in den Matjes biss, betonte er die Einzigartigkeit des Glückstädter Matjes, weil dieser EU weit geschützt ist.

Ja, diese Aussage bezieht sich auf die traditionelle Herstellung per Hand. Der Glückstädter Matjes ist als Bezeichnung geschützt wie zum Beispiel das Lübecker Marzipan. Wir sind stolz darauf.

Was hat Glückstadt als Stadt davon?

Viel. Solch eine geschützte, geografische Angabe ist gut für das Image der Stadt. Vor allem in der heutigen Zeit, wo auf gutes Essen geachtet wird. Der Matjes ist ein Naturprodukt. Und auch seine Abfälle sind Naturprodukte. Wir können ihn guten Gewissens herstellen und essen.

Sie haben gute Kenntnisse zu dem Thema Matjes, woher kommt das?

Ich war schon vor 52 Jahren, am 13. Juni, 1968 als Jugendlicher bei den ersten Glückstädter Matjeswochen dabei. Damals fuhr der Logger Balder in den Hafen mit Heringen an Bord, dazu spielte die Blaskapelle des Detlefsengymnasiums. Das war eine wegweisende Vision des damaligen Bürgermeisters Manfred Bruhn. Er war sowieso ein Visionär. Damals war die Veranstaltung noch klein, es dauerte vielleicht eine Stunde. Anschließend gingen der Bürgermeister und seine Gäste, unter ihnen war der Landwirtschaftsminister Ernst Engelbrecht-Greve zu Hans Bremer am Hafen, um Matjes zu essen. Es ist schon erstaunlich, was aus den Glückstädter Matjestagen mit heute rund 100.000 Besuchern geworden ist. Die Veranstaltung ist ein Segen für die Stadt.

Und es wird sogar in Hamburg dafür geworben.

Für Hamburg ist Glückstadt ein lohnendes, hervorragendes Ziel. Zu den Matjeswochen kommen Schiffe aus Hamburg. Morgens gibt es einen Brunch, dann Matjes in Glückstadt, und auf der Rückfahrt Kaffee und Kuchen an Bord. Und die Nordbahn verlängert zu den Matjestagen ihre Züge. Busse bieten Fahrten nach Glückstadt an. Beispiele, die zeigen: Auch außerhalb von Glückstadt wird vom Matjes profitiert. Und ich bin mir sicher: Viele Gäste kommen zu anderen Zeiten wieder.

Können Sie die Vorteile finanziell beziffern?

Nein, ich will nicht spekulieren. Das der Glückstädter Matjes eine riesige Wirtschaftskraft hat, das steht aber außer Frage."

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