Störgespräch mit Dr. Anita Chmielewski

07.04.2020
Interview

Behelfsmasken und Familienleben in Zeiten von Corona und vieles mehr

Die Vorsitzende der Frauen Union Steinburg und CDU-Ratsherrin der Stadt Itzehoe wird von Marko Förster zu ihrer Alltagsbewältigung in Corona-Zeiten in einem Telefoninterview am 7. April 2020 befragt. Sie ermutigt zum Durchhalten zu Hause und mahnt Eigeninitiativen in Sachen Behelfsmasken an. Für die Zeit nach Corona wünscht sie sich eine positive Einstellung zur Nutzung von Computern, E-Mails, I-Pads und Smartphones - insbesondere seitens der älteren Generation.     

Marko Förster (Red.): Vielen Dank, dass du mir für ein Kurzinterview zur Verfügung stehst. Unser aller Alltag hat sich auf ganz verschiedene Arten verändert. Wie war es bei Dir?

Dr. Anita Chmielewski (AC): Auch bei mir hat sich vieles fast schlagartig verändert. Meine politische Arbeit für die Frauen Union ruht derzeit. Die Mitarbeit in dem Arbeitskreis Landwirtschaft der MIT und anderen politischen Gremien ist bis auf weiteres verschoben. Kontakte zur Außenwelt sind nur noch per Telefon, mittels Computer und bei Einkäufen von Lebensmitteln - mit mindestens 1,50 m Abstand zu den Mitmenschen - möglich. Gerne besuche ich den Wochenmarkt am Donnerstag, der Gott sei Dank noch geöffnet ist.
Doch in der Krise liegt auch eine Chance. Wie wichtig die Kommunikation über das Internet ist, dürfte nun klar geworden sein. Vorstandssitzungen und Treffen ganz allgemein können gelegentlich auch online stattfinden z. B. im Rahmen von Vorstandssitzungen der Frauen Union. Die CDU Schenefeld hat dieses Vorgehen bereits erprobt. 
         

Red.: Apropos Wochenmarkt – im Rahmen des ersten „Ladiesbrunch“ der Frauen Union war die Marktmeisterin, Nina Kramer, euer Gast. Hatte dies einen besonderen Grund?

AC: Ja, das stimmt. Anlass für die Einladung von Frau Kramer war eine Anregung der JU-Frauen, die Öffnungszeiten des Wochenmarktes am Donnerstag um eine Stunde zu verlängern. Viele Frauen würden nach Einschätzung der JU-Frauen gerne öfter regional einkaufen und so den Markt unterstützen. Berufstätigkeit und zu kurze Öffnungszeiten des Marktes stehen dem jedoch im Wege. Frau Kramer, als Marktmeisterin, berichtete hierzu, dass sie bereits Vorstöße in diese Richtung unternommen habe. Leider, waren diese nicht von Erfolg gekrönt. Das Argument mangelnde Nachfrage und bei einigen Händlern auch eine höhere Bereitstellung von Arbeitszeit und Personal führten zunächst zu einer ablehnenden Haltung.
In entspannter Atmosphäre entwickelten die Anwesenden Lösungsansätze. Es wurde von Anne Stahl (JU) vorgeschlagen, dass vielleicht ein Tag im Monat unter dem Schlagwort „Nachhaltig für unsere Region bis 13.00 Uhr“ für Markteinkäufe angeboten werden könnte. Marie-Charlotte Lück (JU) betonte, dass den Menschen hinter den Marktständen mehr Respekt gezollt werden sollte. So würde mehr Bekanntheit der Händler vermutlich auch zu mehr Frequenz auf dem Markt führen, den alle anwesenden CDU-Frauen für eine gute Einrichtung halten.

Red.: Auf dem Markt geht es aktuell nur mit dem von Dir angesprochenen Sicherheitsabstand und wenn möglich Gesichtsmasken, welche aber scheinbar Mangelware sind. Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz lässt Behelfsmasken zum Einkaufen in Supermärkten verteilen. Ein Vorbild für unsere Supermärkte?

AC: Professionelle Schutzmasken für medizinisches Personal, für Altenheime, Polizei, Feuerwehr und Bestatter sind rar. Zuerst sollten diese Berufsgruppen den Zugriff erhalten. Das steht für mich außer Frage. Nur - was hindert uns alle daran, Behelfsmasken selbst anzufertigen oder z. B. von einer Freundin oder Schneiderin nähen zu lassen. Für mich hat meine Schwester zur Nadel gegriffen. Nun besitze ich zwei Exemplare in hellblau und beige. Natürlich ist mir bekannt, dass die Wirkung umstritten ist und eine Maske mich selbst nicht vor Ansteckung schützt, jedoch in begrenztem Umfang meine Mitmenschen. Da die wenigsten Menschen wissen, ob sie das Virus in sich tragen oder nicht, ist es meines Erachtens ein Akt der Solidarität, eine Maske „Marke Eigenbau“ beim Einkaufen und bei Begegnungen aufzusetzen. Ich bin dafür. 

Red.: Ein wichtiges und dennoch wenig öffentlich diskutiertes Thema ist Häusliche Gewalt. Es ist zu erwarten, dass diese in Corona-Zeiten vermehrt eine Rolle spielt. Auch in Itzehoe sind die Frauenhaus-Plätze begrenzt. Wie kann man Betroffenen trotzdem helfen, ohne sie aufgrund von räumlichen Notständen ablehnen zu müssen?

AC: In diesem Fall halte ich den Vorschlag für sinnvoll, einstweilen Zimmer in Hotels anzumieten, um diesem Engpass zu begegnen. Der Kreis sollte den Frauen helfen und könnte somit auch die Hotelanbieter in dieser Zeit unterstützen. Im Extremfall müsste der Gewalt anwendende Teil die Hausgemeinschaft mit Hilfe eines Platzverweises verlassen und in einer Obdachlosenunterkunft o.ä. unterkommen. Die Kinder sind ja in jedem Fall die Leidtragenden, hier muss deren Schutz und der der direkten Opfer der Häuslichen Gewalt, immer im Mittelpunkt stehen.

Red.: Du hast selbst zwei Enkelkinder in Freiburg. Ist es nicht schrecklich, diese jetzt in den freien Tagen mit Sonne nicht besuchen zu können? Wie kommunizierst Du mit ihnen – Ostern steht ja an?

AC: Mein 11-jähriger Enkel Marc hat eine Verwandtschaftsgruppe bei WhatsApp eingerichtet. Beide Enkel – Marc und Max (9 Jahre) – senden mir regelmäßig Nachrichten und viele Emojis. Von mir bekommen Sie Fotos und kleine Videos geschickt. Natürlich telefonieren wir auch. Aber gerade in diesen Zeiten weiß man moderne Kommunikationsmittel zu schätzen. Entfernungen spielen dadurch nicht mehr eine so zentrale Rolle, wie noch beispielsweise vor 50 Jahren. Ich bin froh, so am Leben meiner Familie ein bisschen teilhaben zu können, trotz über 800 Kilometer Entfernung und irgendwann ist Corona ja auch wieder vorbei.

Red.: Vielen Dank für Das Interview. Ich wünsche dir persönlich eine gesegnete Karwoche und bleib gesund. Gibt es noch etwas, das du den Lesern mitgeben möchtest?

AC: Danke, das wünsche ich dir und deiner Familie und auch den Lesern des Interviews. Ich hoffe, dass Masken der Marke Eigenbau Schule machen und bald viele Mitbürgerinnen und Mitbürger auch ohne Anordnungen „von oben“ aus Gründen der Solidarität in Zukunft in der Öffentlichkeit eine einfache Behelfsmaske aufsetzen und sich weiterhin an die Regelungen zur Eindämmung von Corona halten.